BesserFernsehen, Medien, Musik, Inspiration & Wellbeing

Blog

 
Schriftgröße: +

Fernsehen bleibt global führendes Massen-Medium

Argwöhnisch wacht der Mensch über alles, was ihm gehört. Nur die Zeit lässt er sich stehlen, am meisten vom Fernsehen. Wie wahr – auch wenn diese Analyse des (verstorbenen) amerikanischen Nobelpreis-Trägers Linus Pauling schon über zwei Jahrzehnte alt ist. Damals in den 80er Jahren sahen die Menschen etwa zwei Stunden täglich fern – heute sind es über drei Stunden pro Tag im weltweiten Durchschnitt.

Der deutsche Journalist und Autor Alexander Kissler weiss um die Anziehung des TV auf breite Bevölkerungs-Schichten: "Ich mag das Fernsehen. Ich mag es, nach Hause zu kommen, den Mantel abzulegen, die Schuhe auszuziehen und zu wissen: Was auch immer du gerade erlebt haben magst, welche Überraschung der Tag gebracht haben mag, nun wartet auf dich das Erwartbare. Es wird dich ablenken von dir selbst. Ich kann mir sicher sein, wenige Meter von mir entfernt, dort, auf der Mattscheibe, wird auch heute wieder ein Haus renoviert, ein Schnitzel gebraten, eine Brust vergrössert. Wieder werden sich Menschen die Meinung sagen, direkt und leidenschaftlich, wieder wird irgendwo die Welt unterzugehen drohen und es doch nicht tun, weil zur selben Zeit ein schmucker Arzt die Berge besteigt und den Tod besiegt."

Müssen wir uns Sorgen machen um die Zukunft des Fernsehens, das – vor dem Hintergrund eines beschleunigten technologischen Wandels – immer mal wieder in die baldige Versenkung geschrieben wird?

Keineswegs! Fernsehen wird seine Position als meistgenutztes Medium und Gesprächs-Thema Nummer eins sogar weiter festigen können – im deutschsprachigen Raum und auch global. Die weltweit gut 3.7 Milliarden TV-Zuschauer dürften 2011 im Durchschnitt rund 3 ¼ Stunden pro Tag ferngesehen haben. Im deutschsprachigen Raum werden es etwa 3 ½ Stunden täglich gewesen sein.

Anhaltend gute Zeiten sieht auch das führende deutsche Medien-Portal „MEEDIA" auf die Fernseh-Industrie zukommen. Im lesenswerten Artikel „Die zehn grössten Medien-Irrtümer" heisst es unter „Irrtum 3: TV ist tot": Werbe-finanziertes Privat-Fernsehen wurde schon oft totgesagt und erlebte 2011 so etwas wie ein Goldenes Zeitalter. Die RTL Group eilt von Rekord zu Rekord bei Quote und Gewinn. Die konkurrierende ProSiebenSat.1 Group hat ihren Schulden-Stand reduziert und arbeitet ebenfalls hoch-profitabel. Es gibt keine Anzeichen, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird. Selbst die jüngste Wirtschafts-Krise hat RTL ohne Verluste durchstanden. Es wird zwar – teilweise zu Recht – viel kritisiert an der Qualität der Privat-TV-Programme, am sinkenden Niveau und teils rücksichtsloser Manipulation von Menschen und Emotionen. Aber hier gilt der alte Satz von RTL-Pionier Helmut Thoma: "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler." Der Erfolg von Formaten wie "Das Supertalent" oder "Bauer sucht Frau" beim Publikum gibt RTL letztlich Recht. Gegen das Argument der Einschalt-Quote verblasst jede Niveau-Diskussion.

Was lernen wir daraus: TV ist und bleibt das Massen-Medium Nummer eins. Selbst im Internet sind TV-Sendungen immer Top-Thema in den angesagten Social-Media-Kanälen wie Facebook und Twitter. Das Fernsehen setzt die Schlüssel-Reize, über die man sich im Netz und anderswo austauschen kann. Ausserdem sitzen die TV-Sender auf einem Berg an Bewegt-Bild-Inhalten, die sie ohne Probleme auch im Internet vermarkten können. Von allen Medien müssen sich TV-Sender am wenigsten Sorgen um die Zukunft machen. Ihr Geschäft ist im Hier und Heute super-gesund und absolut zukunftssicher.

Fernsehen als Stellvertreter für ein langweiliges Leben?

Mehr noch, so der serbisch-amerikanische Drehbuch-Autor und Film-Produzent Steven Bochco: Menschen wollen sich betäuben. Mit Alkohol, Drogen, Musik, Sex. Menschen verbringen ihr Leben damit, das Chaos, die Unstimmigkeit, die Bezugslosigkeit in ihrem Innern zu kontrollieren. Fernsehen ist nicht die dümmste Art, um dieses System zu ertragen.

Vollständiger Artikel:

Die zehn grössten Medien-Irrtümer 2011
Leute, Leute! Lasst es krachen ...
Rudi Ratlos