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Garten-Lust & -Frust für Anfänger
Wenn Lancelot Brown im 18. Jahrhundert die ausschweifenden Ländereien seiner Auftraggeber überblickte, sprach er am liebsten von all den «Capabilities», den Möglichkeiten, die er sah, die Parks & Weiden eindrücklich zu verschönern. Der grosse britische Landschafts-Architekt wurde daher als Capability Brown bekannt.
Beginnen wir mit einem kurzen Blick auf die Entwicklung der Garten-Kunst während der letzten Jahrhunderte, bevor wir uns den eigenen Gärten & Terrassen zuwenden.
Im 17. Jahrhundert dominierten in den gehobenen europäischen Gärten gerade Linien, rechteckige Formen, akkurat gestutzte Hecken & Beete, perfekte Rasen-Flächen, sorgfältig arrangierte Kunstwerke, dazwischen auch mal ein Labyrinth – all das, was die Natur nicht einfach so hergab, sondern was mit viel Arbeit & Aufwand gebaut, geformt und unterhalten werden musste. Diese formalen Gärten stellten zur Schau, dass man Herr über die Natur war – und sich den enormen diesbezüglichen Aufwand leisten konnte.
Im 18. Jahrhundert entstanden die klassischen englischen Landschaftsgärten, die mit «natürlicher» Schönheit, Offenheit, Weite und geschickt platzierten Blickfängen verzauberten. Capability Brown etwa schuf riesige Landschafts-Gemälde, die ganz natürlich aussahen, aber das Resultat enormer Aufwendungen und technischer Meisterleistungen waren. Bäume wurden gefällt, umgepflanzt und neu gesetzt. Künstliche Seen wurden angelegt, die wie Flüsse aussahen, malerische Brücken in die Landschaft gestellt, überhaupt die gesamte Topografie optimiert. Brown liess auch sogenannte «Ha-Has» anlegen, von weitem unsichtbare Gräben, die das kostbare Vieh in Schach hielten. Sie ersetzten Zäune, die vorher den Blick übers Land beeinträchtigt hatten.
Im 19. Jahrhundert kamen Farbe & Exotik ins Spiel, man zog in die Welt hinaus und brachte exotische Pflanzen aus aller Herren Länder mit nach Hause, die dann in den heimischen Gärten wie Trophäen ausgestellt wurden. Erfindungen wie der «Ward’sche Kasten», ein einfaches portables Mini-Gewächshaus, erleichterten diese Expeditionen ungemein. Für die vielen exotischen Pflanzen brauchte es jetzt Gewächshäuser, und sie wurden immer grösser & ausgefeilter. Die ständig steigende Pflanzen-Vielfalt brachte Farbe in die Gärten. Wo früher grün dominierte, liessen sich nun bunte Teppich-Beete anlegen. Garten-Zeitschriften kamen auf, und erstmals wurden im grösseren Stil Park-Anlagen zur Erholung für Arbeiter bzw. für die Allgemeinheit angelegt.
Im 20. Jahrhundert erfolgte dann sozusagen die «Demokratisierung» der Pflanzen & Gärten. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Pflanzen für (fast) jedermann erschwinglich, und immer mehr Menschen legten sich einen Garten oder einen kleinen Schrebergarten zu. Gärtnereien, Baumschulen, Garten-Center und später auch Baumärkte offerierten eine immer grössere Vielzahl an Pflanzen für alle möglichen Bedürfnisse & Vorlieben. Nach dem Krieg hielten motorisierte Garten-Geräte Einzug, und laufende technische Verbesserungen erleichterten so manches in Haus & Garten. Und die Liebe zum Grünzeug ist ungebrochen – man braucht sich nur umzuschauen!
Und da stehen wir also heute im Baumarkt, in der Gärtnerei, im Garten-Center und blicken unsererseits auf eine Vielzahl von «Capabilities» …
Aber Vorsicht! Von allen Seiten schreit es «Nimm mich mit!», «Bin ich nicht hübsch?», «Kauf mich, ich bin schön & anspruchslos!» und so ähnlich. Doch wir greifen nicht gleich wahllos aus dem Bauch heraus zu – obschon die Versuchung gross ist. Wir gehen besser schrittweise vor, wenn wir Garten oder Terrasse neu gestalten bzw. aufhübschen wollen.
Schritt 1: Ausmisten!
Schritt 2: Planen!
Schritt 3: Einpflanzen & Gestalten!
Schritt 4: Hegen & Pflegen!
Schritt 5: Geniessen!
Ich habe immer in Wohnungen gelebt – und zwar gerne, es gibt einfach unter dem Strich viel weniger zu tun als in einem Haus. Bis vor zwei Jahren. Auf der Suche nach einer neuen Wohnung bin ich, eher durch Zufall, in einem älteren Haus mit Garten aus den frühen 60er Jahren gelandet. Der Garten ist nicht gross, rund ums Haus der Mindest-Abstand von vier Metern. Plus eine grosse Terrasse mit Grünzeug. Garten & Terrasse wurden allerdings weitgehend sich selbst überlassen, da das Haus jahrelang leer stand. Es wucherte an allen Ecken & Enden …
Da war erst einmal energisches Aufräumen & Ausmisten angesagt!
Schritt 1: Ausmisten!
Nach mittlerweile zwei Jahren Garten-Erfahrung kann ich versichern, dass man nicht zwingend spezifische Kenntnisse zur Garten-Arbeit benötigt – dafür aber unbedingt Zeit und den Willen, kräftig anzupacken. Alles andere kann man irgendwo nachschauen oder nachfragen. Das klassische «Learning by doing». Es ist wie überall: Manches klappt gut, manches weniger, manches gar nicht. Dann probiert man’s halt noch einmal oder versucht etwas anderes.
Beim Entfernen von ungewolltem Grünzeug ist erst einmal Überwindung gefragt. Je nach Situation kein einfacher erster Schritt, gerade für zögerliche Anfänger. Jede Pflanze möchte wachsen, sich ausdehnen und zu voller Pracht entwickeln. Es tut oft weh, diesem Bestreben ein gewaltsames Ende zu bereiten. Aber da muss man durch, lieber einmal richtig als ständig ein bisschen «Kosmetik». Also weg mit ganz oder teilweise Abgestorbenem – und auch mit Pflanzen, die aus gutem Grund weg müssen. Ich beispielsweise hatte jede Menge dicke Efeu-Stöcke, die in alle möglichen & unmöglichen Richtungen wucherten. Und diverse Kirschlorbeer-Sträuche, die zu halben Bäumen herangewachsen waren, die Sicht einschränkten und überdies der einheimischen Flora & Fauna schaden. Da musste erstmal eine kräftige Motorsäge ran!
Zum Thema Garten-Geräte gibt es viele hilfreiche Erläuterungen im Internet. Und natürlich auch vor Ort in den entsprechenden Geschäften. Angefangen bei Garten-Scheren bis hin zu richtig schwerem Gerät. Vieles davon ist primär eine Frage der persönlichen Vorliebe, schliesslich arbeitet man ja selber damit. Also anfassen und ausprobieren – so weit wie möglich. Das gleiche gilt auch für Garten-Handschuhe – auch wenn man (wie ich) die Tendenz hat, lieber alles ohne zu machen. Aber man braucht einfach eine gewisse Grundausstattung an Material & Geräten (der Situation entsprechend), um angemessen Hand anlegen zu können!
Beherztes Aufräumen verschafft Überblick & Motivation für die Neu-Gestaltung des Gartens!
Und braucht jemand noch Inspiration fürs Entrümpeln der Innen-Räume:
«Aufräumen & Ausmisten mit Meister Morris»
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/aufraeumen-ausmisten-mit-meister-morris.html
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/60-000-reasons-for-decluttering-with-master-morris.html
Schritt 2: Planen!
Jetzt könnte man einfach drauflos legen, hier was pflanzen, dort ein paar Garten-Platten legen, hier vorne ein kleines Bäumchen, dort drüben vielleicht ein paar Rosen, in der Mitte ein Trampolin und dort hinten eine kleine Hecke. Manchmal kommt das gut – aber meistens kommt vorgängiges Planen besser. Spontan-Käufe mögen isoliert betrachtet durchaus überzeugen, im Kontext oft sehr viel weniger.
Man nimmt zur Planung beispielsweise ein grosses Blatt Papier und zeichnet die Garten-Umrisse mit den wichtigsten Elementen ein. Dann ein paar Kopien anfertigen und loslegen! Einfach einzeichnen, was man wo haben möchte. Wenn’s nicht passt, nächste Kopie nehmen und neu skizzieren. Oder man zeichnet all die Elemente, die man platzieren möchte, auf separatem Papier auf, schneidet sie aus und kann sie dann nach Belieben hin & her schieben. So sieht man auch ganz gut, ob sich alles unterbringen lässt, was man sich vorstellt. Oder auf was man allenfalls verzichten sollte. Und man kann dem Ganzen ein grobes Farb-Konzept zugrunde legen. Natürlich lässt sich das alles auch bequem mit allerlei PC-Programmen machen …
Wichtig: Zeit lassen bei der Planung, lieber so lange «um-arrangieren», bis es kein schlechter Kompromiss mehr ist. Und möglichst allen Beteiligten einigermassen gerecht wird. Ein allfälliger späterer Rückbau ist mühsamer.
Neben Wünschen & Bedürfnissen gilt es im Rahmen der Planung auch verschiedene weitere Punkte abzuklären: Wie etwa ist die Beschaffenheit der Erde? Müssen vielleicht grosse Löcher/Gräben ausgehebelt und mit frischer Erde aufgefüllt werden, um das Gewünschte einzupflanzen (wie bei mir)? Wie sieht es mit dem allenfalls notwendigen Abstand zu den Nachbar-Grundstücken aus (etwa bei Bäumen)? Beeinträchtigt die Planung vielleicht unnötigerweise Sicht oder Wohlbefinden der Nachbarn («Ego-Gärtner» gibt es schon genug). Und wieviel Zeit kann & will ich überhaupt für die Garten-Arbeit übers Jahr hinweg aufbringen (der Aufwand wird gerne unterschätzt)? Was kann ich allenfalls von anderen erledigen lassen bzw. in Auftrag geben? Welche Garten-Geräte & Hilfsmittel werden benötigt? Und welche Entsorgungs-Möglichkeiten habe ich für die vielen Garten-Abfälle? Und so weiter …
Will man möglichst wenig Zeit mit Garten-Arbeit verbringen, wäre ein Stein-Garten eine Möglichkeit – heute genau aus diesem Grund schwer angesagt. Schöner Rasen ist sehr anspruchsvoll, auch wenn er nicht die klassischen britischen Streifen aufweist! Er sollte regelmässig geschnitten und immer mal wieder gedüngt, vertikutiert & aerifiziert (angeritzt & belüftet) werden, bei Moos & Rasen-Filz auch ausgebürstet. Gepflegter Rasen braucht überdies viel Wasser und sollte auch regelmässig von Unkraut befreit werden. Wem das alles zuviel ist, für den gibt es allerlei Alternativen, grüne & bunte «Wiesen» etwa, die nur selten gemäht werden müssen.
Wie sollen Infrastruktur & Gestaltungs-Elemente im Garten aussehen? Müssen neue Wege, Platten, Steine gelegt werden, sollen alte Elemente verschwinden? Ein neuer Sitzplatz mit Grill vielleicht? Eine Feuer-Schale, eine Liege-Ecke oder eine Hängematte? Ein kleines Garten-Häuschen, ein Hoch-Beet, ein Wasser-Element oder ein künstlerischer Blickfang? Etwas für den Nachwuchs vielleicht – eine Schaukel, ein Fussball-Tor, ein Baum-Haus? Oder etwas ganz anderes?
Was Blumen betrifft, sind Anfänger besonders gut mit Blumen-Zwiebeln bedient. Zwiebeln sind kleine «Kraftwerke», die man ganz einfach in die Erde einpflanzen kann. Sie enthalten alles, was die Pflanze zum Blühen braucht. Man muss nur noch giessen bei Trockenheit und allenfalls ein bisschen düngen. Viele Zwiebel-Pflanzen – wie etwa Tulpen – blühen bereits im April, allerdings nicht sehr lange. Aber winterharte Zwiebeln können nach Abblühen & Abschneiden einfach in der Erde gelassen werden und erblühen im nächsten Frühling von neuem. Des weiteren gibt es natürlich eine Vielzahl anderer wundervoller Blumen jeglicher Art, Form & Farbe. «Capabilities» ohne Ende!
Sollen Pflanzen ganzjährig etwas hermachen, bieten sich allerlei Nadelhölzer, Koniferen, Sträucher, Hecken und immergrüne Pflanzen an. Sie behalten ihr Aussehen im Wesentlichen das ganze Jahr über bei, auch wenn sich bei manchen im Winter ein Teil des Grünzeugs bräunlich verfärbt oder abfällt.
Bäume brauchen in erster Linie Platz, und sie werfen Schatten (das kann sehr gewollt oder sehr störend sein). Aber es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Mini-Bäumchen, die sich insbesondere für den kleinen Garten eignen. Ich selber habe zwei kleine Apfel-Bäumchen gesetzt, die maximal zwei Meter hoch werden.
Grundsätzlich gilt es immer den Standort bzw. Licht & Schatten zu berücksichtigen. Beim Kauf ist meist angeschrieben, was eine Pflanze braucht – Sonne, Halbschatten, Schatten etc. Es hilft auch, an einem sonnigen Tag einfach mal zu notieren, wieviel Sonne & Schatten die einzelnen Regionen im Garten bzw. auf der Terrasse über den Tag hinweg abkriegen – oft ist einem das ja nur ungefähr bewusst. Auch wenn es im Laufe des Jahres ständig ein bisschen wechselt, gibt einem das einen guten Anhaltspunkt. Es ist auch meistens angeschrieben, wieviel Wasser & Dünger eine Pflanze braucht – oder man fragt schnell nach. Und bekanntlich hilft auch das Internet …
Ein Gemüse-Garten will gut überlegt sein. Ich sag’ nur soviel: Meine Schwester hat sich vor zwei Jahren einen schönen Gemüse-Garten angelegt – und in diesem Jahr wieder rückbauen lassen.
Der Arbeits-Aufwand im Garten wird insbesondere von Anfängern gerne gründlich unterschätzt. Klar, wenn einem mehr oder weniger egal ist, wie der Garten aussieht, braucht man auch nicht viel zu machen. Aber wenn man es gerne einigermassen hübsch hat, gibt es eine Menge zu tun. Es ist weniger die Garten-Gestaltung, die auf lange Sicht ins Gewicht fällt, sondern der Garten-Unterhalt. Regelmässiges Wässern, Mähen, Schneiden, Stutzen und Trimmen ist nur ein Teil des Aufwands. Ins Gewicht fallen auch das ewige Entfernen von Unkraut und Schädlingen aller Art. Unkraut ist einfach überall! Im Rasen, zwischen den Pflanzen, in den Beeten, an den Rändern, oft auch zwischen alten Garten-Platten, ü-be-rall. Und man kommt auch im Zeitalter von Chemie-Keulen und allerlei «todsicheren Methoden» nicht ums lästige Unkraut-Zupfen (möglichst mit Wurzeln) herum. Eine alte Redensart besagt ziemlich treffend: «Um herauszufinden, ob etwas Unkraut ist – ausreissen. Kommt es wieder, war es Unkraut.» Und was Pflanzen-Schädlinge & -Krankheiten betrifft, so ist die Liste lang und der Erfolg oft nur kurzfristig. Wenn überhaupt. Und auch Laub & Baum-Samen (aus der Umgebung) sind nicht zu unterschätzen, das will oft kein Ende nehmen. Genauso wie das abgestorbene Pflanzen-Material, das es regelmässig zu entfernen gilt, nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch um Fäulnis & Krankheiten vorzubeugen und neues Wachstum zu fördern.
Auch Tiere aller Art werden sich bemerkbar machen – nicht nur positiv! Katzen werden in den Garten scheissen, Hunde werden Büsche & Bäume markieren, andere Tiere werden herumwühlen und Blase & Darm entleeren. Und das alles nicht zum Wohle von Rasen & Pflanzen. Vielleicht werden Dachse nachts Löcher in den Boden graben (wie oft bei mir). Und es gibt Regen-Tage, da kann ich bereits auf kleiner Fläche ein paar Dutzend Nackt-Schnecken einsammeln. Aber Achtung, nicht gleich beim Nachbarn abladen, sonst treten die meisten Schleimer unverzüglich die Rückkehr «nach Hause» an! Mit Ameisen etwa muss man sich irgendwie arrangieren, sie kommen immer wieder, und einen Ameisen-Bau kann man an den unmöglichsten Orten antreffen. Ja, ich liebe Tiere, wirklich – aber im Garten sind sie oft eine echte Plage, allen voran natürlich die zahlreichen Schädlinge von Dickmaul-Rüssler bis Buchsbaum-Zünsler.
Man sieht, es gibt vielerlei zu bedenken – auch wenn diese Aufzählung alles andere als abschliessend ist.
Schritt 3: Einpflanzen & Gestalten!
Ein Plan kann natürlich jederzeit angepasst, erweitert, verbessert werden – nichts ist in Stein gemeisselt. Aber mit einem Konzept, einem ungefähren Rahmen legt man entspannter los und erspart sich manch unliebsame Überraschung.
Auch ein Laie kann heutzutage mit der notwendigen Zeit, geeignetem Material und gutem Willen eine Vielzahl von Pflanz- & Gestaltungs-Arbeiten verrichten. Es gibt jede Menge Hilfe in den entsprechenden Geschäften, von Garten-Freunden über Garten-Sendungen bis hin zum Internet mit seinen unzähligen Artikeln & Lern-Videos. Und stellt man lieber Fachleute an, mangelt es wahrlich nicht an Möglichkeiten.
Gerne gebe ich Anfängern folgende einfachen Tipps mit auf den Weg:
Gute Erde! Wenn man sich schon die Mühe macht, Löcher & Gräben auszubuddeln, um neues Grünzeug zu pflanzen, sollte man nicht (nur) zur billigsten Erde greifen. Diese enthält zudem oft Torf, der mit der Zeit sozusagen «zerbröselt». Lieber ausreichend gehaltvolle Erde, Kompost & Humus beimischen. Überdies finden sich diverse Spezial-Erden wie etwa Rosen-Erde, Dachgarten-Erde und viele andere mehr.
Kräftige Erst-Wässerung! Eine alte Garten-Regel lautet: «Pflanzen wollen nicht durstig umziehen!» Wird eine Pflanze oder ein kleines Bäumchen aus einem Topf im Garten eingepflanzt, sollten zuerst die Wurzeln gelockert werden. Die Wurzeln also rundherum ein bisschen «herauskitzeln», damit sie nicht spiralförmig weiterwachsen. Dann den Wurzelballen ev. für ein paar Minuten in ein Wasser-Bad legen. Anschliessend in frische Erde einpflanzen, wobei die Erde überall gut angedrückt wird. In jedem Fall kräftig von allen Seiten wässern, es sollte alles richtig schön (über-)nass sein, fast schon schwimmen in Wasser. Die beherzte Erst-Wässerung hilft, einen «trockenen Umzug» zu vermeiden! Auch bei Pflanzen, die nicht aus dem Topf kommen, sondern an eine andere Stelle verpflanzt werden.
Regelmässiges Wässern & Düngen! Das ist insbesondere bei Neu-Pflanzungen und jungen Bäumchen wichtig. Sie brauchen eine regelmässige, ausreichende Wasser-Zufuhr. Und sie sollten in der Wachstums-Phase mit dem notwendigen Dünger versorgt werden. Dünger gibt es in verschiedenen Formen, und man kann leicht übertreiben. Besser nachschauen & nachfragen – jede Pflanze hat ihre eigenen Bedürfnisse.
Pimpen mit feiner Pinien-Rinde! Um ein Beet (z.B. mit Rosen-Stöcken) optisch effektvoller zu gestalten, einfach die Erde mit einer Schicht feiner Pinien-Rinde bedecken. Sieht gut aus und tut den Pflanzen gut – und lässt sich ganz einfach bewerkstelligen. Sieht beispielsweise auch rund um kleine Stämmchen gut aus. Hin & wieder mit frischer Pinien-Rinde nacharbeiten.
Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.
Schritt 4: Hegen & Pflegen!
Alles fertig gestaltet & eingepflanzt?
Gratulation – jetzt fängt die Arbeit erst richtig an! Denn Unterhalt ist die wahre Garten-Arbeit!
Natürlich entwickelt sich nicht immer alles wie geplant. Und ein Garten ist auch nie wirklich «fertig». Er ist immer «Work in Progress», verändert sich, entwickelt sich weiter und erfindet sich neu. Ein Garten lebt – und das sieht man! Ein Garten will gehegt & gepflegt werden, und sei er noch so klein. Louise Erickson meinte schon vor langer Zeit ganz treffend: «Gardening requires a lot of water – most of it in the form of perspiration.» Garten-Arbeit braucht viel Wasser – das meiste davon in Form von Schweiss.
Aber das Schöne an der Garten-Arbeit ist: Man ist nah dran an der Natur, erlebt das Aufblühen & Verwelken hautnah mit, entwickelt einen feineren Sinn für die Jahreszeiten und die einzelnen Monate. Und wühlt nicht zuletzt mit den Händen in jener Erde, zu der wir alle dereinst wieder selber werden. Oder in den Worten von Gottfried Benn:
Langsame Tage
Alles überwunden
Und fragst du nicht, ob Ende, ob Beginn
Dann tragen dich vielleicht die Stunden
Noch bis zum Juni mit den Rosen hin
Im April blühen die Tulpen, im Mai die Margeriten und im Juni die Rosen – und wenn man Glück hat, blühen die Rosen den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein. Die letzten Blumen der Saison sind gelb – genauso wie die ersten im nächsten Frühling. Was man direkt vor der Nase hat, nimmt man einfach besser zur Kenntnis. Man beginnt, die einzelnen Monate mit entsprechenden Ereignissen in der Natur zu verknüpfen. Und man erkennt, Wurzeln & Wolken finden glücklicherweise nicht nur digital statt!
Schritt 5: Geniessen!
Ja, man darf sich zwischendurch auch mal zurücklehnen und die getane Arbeit geniessen! Wozu hat man denn sonst einen Garten! Auch wenn man ständig Dinge sieht, die noch erledigt werden sollten. Das sind alte Muster, die tief drin sind in so vielen von uns. Tun ist besser als Sein. Aber letztlich geht es immer um eine gewisse Balance, im Garten, im Leben, überall. Wie heisst es so schön:
Wozu sind Blumen da? Doch nur dafür, dass sie blühen.
Und manche Pflanzen blühen nur schrecklich kurz, wenn man nicht schnell genug hinschaut, sind sie schon fast verblüht. Magnolien etwa – ganz früh in der Saison ein paar Tage volle Pracht. Oder japanische Kirsch-Bäumchen – eine Woche blühen, eine Woche verblühen, Schluss, aus & vorbei bis zum nächsten Jahr. Wie so viele andere Pflanzen auch …
Wenn wir alle längst zu Staub geworden sind, wird in unseren Gärten noch vieles spriessen und werden sich andere Hände jenen Pflanzen & Auswüchsen annehmen, die wir einmal vor langer Zeit liebevoll angelegt haben. Und werden andere dasitzen und ein bisschen Garten- & Terrassen-Glück geniessen …
Ein tröstlicher Gedanke …
Oder in den Worten von Salvatore Quasimodo:
Ein Jeder steht allein auf dem Herzen der Erde
Getroffen von einem Sonnenstrahl
Und schon ist es Abend
Und zu guter Letzt: Nicht entmutigen lassen!
Garten-Lust wird früher oder später auch Garten-Frust mit sich bringen, da muss man sich nichts vormachen. Beispielsweise in Form von Nachbarn, die einen ihr Unkraut an der Garten-Grenze unterjubeln oder mit einem Misthaufen aus Garten- & Küchen-Abfällen direkt vor dem Schlafzimmer-Fenster beglücken (ja, hab’ ich).
Ich habe auch Besucher erlebt, die nach Park-Bussen aus Frust Blumen herausgerissen haben, die ich kurz zuvor gesetzt hatte. Ich habe junge Männer am hellichten Tag drauflos pinkeln sehen. Von den unzähligen Malen ganz zu schweigen, wo Passanten Zigaretten-Kippen, Pet-Flaschen, Alu-Dosen, Plastik-Tüten und anderen Abfall im Garten entsorgten. Aber andere haben noch viel mehr gesehen und trotzdem nicht die Lust an Garten & Grünzeug verloren. Ich habe einen Nachbarn zwei Häuser weiter unten, der mit über 90 Jahren noch an praktisch jedem sonnigen Tag bei der Garten-Arbeit anzutreffen ist (der einzige in diesem Alter weit & breit). Und dabei trägt er die winzigsten Tanga-Höschen im Quartier, ein Hauch von nichts! Früher, meinte ein anderer Nachbar, als er noch jünger & knackiger war, hätte er mehr Stoff angehabt. Aber gut, wenn einen die Garten-Arbeit dermassen fit hält, und wenn man nie weiss, wann man zum letzten Mal Sonne auf der Haut spürt, kann man tragen, was man will …
Aber auch das Zuhause selber kann zuweilen frusten. Nachdem es bei uns seit bald einem Jahr von der Terrasse ins Keller-Geschoss reinregnet, haben wir das gesamte Erdreich auf der Terrasse abgetragen, um den alten Boden-Belag zu erneuern. In den 80er Jahren muss das einmal eine Rasen-Terrasse gewesen sein (und vielleicht sogar dicht!), inzwischen fand sich aber praktisch nur noch Unkraut. Darunter kamen nicht nur drei alte Lagen Sagex und zwei alte Bitumen-Schichten zum Vorschein, sondern vor allem ein «umgekehrtes» Gefälle: Die Abflüsse befinden sich nicht an den tiefsten, sondern an den höchsten Stellen! Also Stau-Nässe ohne Ende! Anstatt die Sanierung des Boden-Belags anzugehen, muss jetzt erst einmal ein normales Gefälle «eingebaut» werden:
Das ist der Status Quo, Juni 2018. Bis Anbruch der Winter-Saison sollten wir zumindest den Terrassen-Boden abgedichtet haben! Und noch 100 andere Dinge erledigen … und mancherorts wartet weiterer Frust … man kennt es zur Genüge. Demotivation lauert an vielen (Garten-)Ecken. Als ich unlängst beim klatschnassen 24-Stunden-Rennen am Nürburgring reinschaute (am TV), kam mir kurz der Gedanke, dass es nicht nur dort eine «Grüne Hölle» gibt!
Sie kann einem überall begegnen – beispielsweise im Baumarkt. Kürzlich wollte mir eine Bekannte u.a. zwei Schlitzahorn-Bäumchen abgeben. Sie hatte im Vorfeld einiges pflanzen lassen, und manches davon passte später nicht mehr ins Garten-Konzept. Die anderen Pflanzen, die sie ebenfalls loswerden wollte (und die wir ebenfalls brauchen konnten), passen gut in ein normales Auto. Nur die japanischen Schlitzahorn nicht. Aber wenn wir schon Pflanzen ausgraben & abholen gingen, wollten wir gleich alles auf einmal erledigen und dafür einen kleinen Transporter mieten. Also erstmal im lokalen Baumarkt nachfragen. Es handelt sich in dieser Geschichte um «Obi», aber das ist eher zufällig, es könnte auch «Toom» oder «Hornbach» oder «Bau+Hobby» oder irgendein anderer Markt sein, wo mir irgendwie, irgendwann ähnliches passiert ist.
Also mal kurz auf der Website nachschauen (Stand April 2018, copy/paste): «… der OBI Miettransporter! Im Service-Center in Ihrem örtlichen OBI Markt können Sie diesbezüglich jederzeit nach den Mietbedingungen und einem verfügbaren Mietfahrzeug fragen. Unsere freundlichen sowie kompetenten Mitarbeiter werden Ihnen umgehend weiterhelfen und Sie über die aktuellen Konditionen informieren. Eines ist aber schon jetzt klar, die Fahrzeugvermietung von OBI bietet Ihnen einen tollen Service zu preiswerten Angeboten – die ideale Lösung bei beispielsweise Aus- und Umbauten, Sanierungen und Renovierungen sowie Umzügen. Sie können einen passenden Transporter stunden- oder auch tageweise mieten. Setzen auch Sie auf den sicheren sowie zuverlässigen Transport Ihrer Baustoffe, Möbel oder Wohnaccessoires und erkundigen Sie sich direkt bei Ihrem nächsten Besuch im Service-Center nach der Transporter-Vermietung. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage und stehen Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung, um Ihnen ein in jeder Hinsicht zufriedenstellendes Einkaufserlebnis zu bereiten!»
Na dann ab ans Telefon. Sinngemäss lautete die Ansage wie folgt: Drücken Sie «1 für Verkauf», «2 für Miete», «3 für Logistik» und «4 für anderes». «Miete» schien zu passen. Nachdem ich erst einmal von der automatischen Ansage aufgefordert worden war, es später nochmal zu versuchen, alle Mitarbeiter seien besetzt, meinte im zweiten oder dritten Anlauf ein Mitarbeiter, bei dieser Durchwahl ginge es nur um die Miete von Geräten, nicht von Fahrzeugen. Ich solle mich nochmal neu einwählen, er könne mich nicht verbinden. Gut, dann wahrscheinlich «Logistik». War es auch nicht, aber bei «Verkauf» sei ich richtig. Ok, nur wurde ich dort mit einem Mitarbeiter verbunden, der gerade in einer Beratung mit einem Kunden aus Kanada steckte. Dieser war ferienhalber in der Schweiz und wollte sich ein bisschen umsehen. Als Obi-Mitarbeiter würde ich jetzt mal kurz ein, zwei Sätze ins Telefon sprechen, einen Moment bitte, habe noch Kundschaft, oder so ähnlich. Aber nein … und nach ein paar «Hallo?» meinerseits ohne Echo hängte ich wieder auf. Und rief erneut im «Verkauf» an, diesmal meldete sich eine Dame, ja, Transporter könne man mieten, einen Augenblick bitte, und tatsächlich wurde ich mit einem sprechenden Mitarbeiter verbunden. Der mir dann aber kurz & bündig Folgendes mitteilte: Transporter könne man lediglich zu einem Zweck mieten, und zwar um gekaufte Ware nach Hause zu transportieren. Maximal eine Stunde. Etwas anderes erlaube schon die bestehende Versicherung auf diesen Fahrzeugen nicht. Aha. Ich habe dann noch kurz nachgefragt, ob man vielleicht mal einen Blick auf die eigene Homepage geworfen habe. Hat man nicht. Aber relevant sei hier sowieso die Ansage des Chefs.
Ich habe dann – wenige Telefonate später – woanders in sinnvoller Entfernung einen Transporter für den gewünschten Tag gefunden.
Tags darauf erreichte mich folgende E-Mail meiner Bekannten (copy/paste): «Die Schlitzahorne kann ich euch am 30. April leider nicht mitgeben, das ist zu früh. Ich meinte mit meinem Angebot, dass ihr diese dann irgendwann haben könnt. Vielleicht habe ich mich da etwas ungenau ausgedrückt, sorry. Momentan würden wir aber ohne jeglichen Sichtschutz auf der Terrasse sitzen, wenn wir sie ohne Ersatz jetzt schon weggeben und das geht leider nicht.»
Ungenau ausgedrückt? Wie wär’s mit anders überlegt. Oder selber schuld, wer ernst nimmt, was ich sage.
Und der Witz am ganzen: Später war von vornherein besser, die «Schlitzohren» sind für die Terrasse vorgesehen, und die muss – wie erwähnt – erst einmal saniert werden. Aber man zieht halt gerne alles auf einmal durch, ich zumindest, wenn schon, denn schon. Und nein, ich habe den Miet-Transporter nicht mehr abbestellt, irgendwann ist Schluss mit lustig beim Organisieren & Telefonieren, Schicht im Schacht, alle Klarheiten beseitigt, hat man fertig.
Ja, rund um Gärten, Terrassen und das liebe Grünzeug lauern auch jede Menge «Capabilities» für Ärger & Frust. Aber man darf sich davon nicht entmutigen lassen. Wie heisst es so schön – in Abwandlung einer alten Redensart:
Hinfallen
Aufstehen
Erde abwischen!
Krone richten
Weitergehen