At the Captain’s Table
Video & Audio
https://youtu.be/diYzzP9uKO4
www.besser-fernsehen.ch/songs.html
„Try to remember the times that were good“, versuch‘ dich an die guten Zeiten zu erinnern … war eine der letzten Bemerkungen von Tony Soprano, bevor es dunkel wurde auf unseren Bildschirmen. „Try to remember the times that were good“ war auch das Lebens-Motto des langjährigen echten Mafia-Bosses und inoffiziellen „Prime Ministers“ von New York, Frank Costello. Tony Soprano war ein bisschen eine Mischung aus dem legendären Paten von New York und dem echten Paten von New Jersey, Vinny Ocean (daneben spielten natürlich weitere „Vorbilder“ sowie fiktive Elemente mit hinein). Mit Vinny gab es viele vordergründige Parallelen – und mit Frank viele hintergründige. Costello war gewissermassen ein moderner Mobster und suchte bereits in den 40er Jahren während zwei Jahren regelmässig einen Psychiater auf. Er konnte die vielen gewalttätigen, abgestumpften Mafiosi um sich herum nicht mehr ertragen – und der Psychiater riet ihm, andere Bekanntschaften ausserhalb der Mafia zu suchen: mit Politikern, Architekten, Designern, Schriftstellern, Schauspielern etc. … und siehe da, es hat geholfen, zumindest teilweise. Wäre das allerdings schon damals publik geworden, hätte es ihn Kopf & Kragen gekostet. So aber wurde das Thema später in allerlei Mafia-Filmen aufgegriffen – genauso wie viele andere Motive aus der Cosa Nostra-Realität. So heisst etwa die älteste Führungs-Figur bei den Sopranos „Junior“ – und nicht nur dort! Und so manch ein Mobster hatte eine Schwäche für Enten, Tauben und ähnliches Vogel-Vieh. Und sowieso sind oft echte Mafiosi & Teilzeit-Mafiosi auf der Leinwand zu sehen – fast schon Tradition in Hollywood und auch bei den Sopranos nicht anders …
Heading south from New York City / Driving down „Soprano Lane“ / Thinking back of Chris & Tony / Playing one more bloody game / Living always on the wild side / Living always on the run / In the „Family“, that monster / That both bites & hugs the son …
Eingangs Song verlassen Tony & Chris New York und fahren die „Soprano Lane“ nach New Jersey hinunter. Die Strasse heisst natürlich anders, aber wer die TV-Serie kennt, weiss Bescheid. Und wer die Sopranos kennt, weiss auch, dass Tony nur vordergründig als erfolgreicher Müll-Entsorgungs-Unternehmer auftrat. In erster Linie war er ein knallharter Mafia-Boss, grober Schläger und gnadenloser Killer. Und dennoch mutierte er zu einer der beliebtesten Figuren der Fernseh-Geschichte. Denn Tony hatte auch seine guten & weichen Seiten und überdies jede Menge Probleme & Schwierigkeiten wie wir alle. Das machte ihn greifbar in seiner inneren Zerrissenheit & Verletzlichkeit. Und in einer Zeit der Unverbindlichkeit wie der unseren stand da einer ein für das, woran er glaubte. Wenn Taten gefragt waren, quatschte der Capo nicht lange rum und handelte. Bei der Familie markierte er gerne den grossen Beschützer – und wenn es erst um seine geliebten Tiere ging, konnte eine falsche Bemerkung am falschen Ort rasch einmal die letzte sein.
Tony zeigte uns auf extreme Weise, dass alles im Leben verschiedene Seiten hat. Schon Rilke – und viele andere – lehrten uns, dass das Schöne nur des Schrecklichen Anfang ist, und genauso auch umgekehrt. Und dass es Dinge gibt, die niemand von uns einfach schön-denken oder schön-reden kann – nur aushalten. Und aushalten ist manchmal schon sehr viel.
Und so rinnen auch in diesem Song das Schöne und das Schreckliche unaufhaltsam ineinander über …